Es hat nach dem ultimativen Schnäppchen ausgesehen, einer todsicheren Sache. Am Ende ist außer Ärger und Spesen nichts gewesen. Die Wertsteigerung alter Autos in den letzten Jahren hat Betrüger auf den Plan gerufen, die aus dem Hype Profit schlagen und Oldtimer-Käufer über das Ohr hauen. Anwalt Günter Lippitsch weiß um die Gefahren, die lauern.
Quelle: Kleine Zeitung, Moilität – www.kleinezeitung.at
Interview: Katrin Riess
Herr Lippitsch, wenn ein Inserat im Internet fast schon zu gut aussieht, um wahr zu sein, verbirgt sich dahinter oft eine Falle. Wie gehen Betrüger vor?
Günter Lippitsch: Üblicherweise sagt der Verkäufer, das Auto sei nicht in Österreich und eine Anzahlung sei notwendig, um es ins Land zu holen. Man soll sie auf ein Konto überweisen, das dann ein Strohmann leert. Das Geld ist weg und die Betrüger sind meist unauffindbar.
Woran kann man ein verdächtiges Inserat erkennen?
Günter Lippitsch: Die Bilder und die Texte sind oft anderen Anzeigen im Internet entnommen. Manchmal kann man auf den Fotos erkennen, dass sie unmöglich dort gemacht worden sein können, wo das Fahrzeug angeblich steht. Kennzeichen im Hintergrund parkender Autos zum Beispiel sind ein Indiz dafür.
In welcher Preisklasse muss man besonders aufpassen?
Günter Lippitsch: Früher waren meist teure Autos betroffen, inzwischen finden Betrügereien auch bei günstigeren statt. Ob man jetzt einen VW Käfer oder einen Porsche kauft – man muss gleich vorsichtig sein. Wichtig ist, kein Geld auf den Tisch zu legen, bevor man das Auto live gesehen hat. Die Chancen, es bei einem Internetbetrug wiederzusehen, sind gleich null.
Aber auch, wenn man das Auto live sieht, kann man einem Blender aufsitzen.
Günter Lippitsch: Man muss gerade besonders schmuck aussehenden Autos aufpasse, bei denen der Verkäufer drängt, den Kaufpreis sofort zu bezahlen. Dahinter verbergen sich oft „geschminkte Leichen“. Das sind sicherlich die häufigsten Fälle, mit denen man als Anwalt zu tun hat. Mein Tipp ist, immer einen Mechaniker oder einen Sachverständigen mitzunehmen oder einen Ankaufstest machen zu lassen. Besonders genau solle man sich auch immer die Fahrzeugpapiere ansehen.
Von begehrten Modellen sind heute oft mehr auf dem Markt, als vom Werk einst gebaut worden sind. Wie schützt man sich vor dem Kauf einer Fälschung?
Günter Lippitsch: Spezialisten fälschen heute so gut, dass Sachverständige mit freiem Auge nicht genau sagen können, ob das Auto echt ist. Es gibt aber die Möglichkeit, Metallproben aus dem Wagen untersuchen zu lassen, die Auskunft über die Echtheit geben. Es gibt jedoch auch Fälle, bei denen Experten sogar nach ausführlicher Untersuchung passen müssen.
Kann man den Kauf rückabwickeln, wenn es sich um eine Fälschung handelt?
Günter Lippitsch: Man hat laut Gesetz drei Jahre, um einen Kauf rückgängig zu machen, wenn etwas mit dem Auto nicht stimmt. Kann man dem Verkäufer Betrug nachweisen, verjährt der Anspruch erst nach 30 Jahren. Alleine in meiner Kanzlei sind in den letzten drei Jahren zumindest 20 Betrugsfälle anhängig geworden.